Bücher für Wirtschaft + Management • Ghostwriting

Presseartikel für ein Online-Portal

Garantien gibt dir keiner – studieren, wozu man Lust hat?
„Thema des Monats“ Mai 2007 unter www.studienwahl.de

Studieren – aber was? Archäologie, weil man schon als Elfjähriger sämtliche Bücher zu Schliemanns Troja-Ausgrabung verschlungen hat, bis heute keine einschlägige Ausstellung auslässt und mit 18 immer noch von der Teilnahme an Ausgrabungen in fernen Ländern träumt? Oder doch lieber „was Solides“, wie Eltern und Lehrer energisch raten – Wirtschaftingenieurwesen etwa, oder wenigstens BWL? Sollen Sie Ihren Träumen folgen, oder studieren Sie damit womöglich „am Leben vorbei“, wie der Spiegel im Dezember 2006 titelte? Anders gefragt: Neigung oder Arbeitsmarktprognose – was sollte den Ausschlag für Ihre Studienwahl geben? Denkanstöße und Hintergrundinfos finden Sie hier.

Perspektive Taxifahrer?
„Was wollen Sie eigentlich alle hier? Sie werden doch sowieso arbeitslos“, wurden die Germanistik-Erstsemester in einem Kölner Hörsaal begrüßt.  Unter ihnen saß auch Anne Will. Sie sattelte im zweiten Semester zwar auf Geschichte um, aber auch dort wird einem ja gerne eine Karriere als Taxifahrer prophezeit. Heute ist die 41-Jährige eine der bekanntesten Journalistinnen Deutschlands und Moderatorin der Tagesthemen. Eine andere Erfolgsfrau: die Neurobiologin Prof. Dr. Magdalena Götz, Direktorin am Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit im Institut für Stammzellforschung (Neuherberg/München) und Trägerin des renommierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 2007. Glaubt man dem Spiegel, sind die Biologen die „Kellerkinder unter den Naturwissenschaftlern“ mit geringen Perspektiven. Götz hat es dennoch geschafft. Ihr Erfolgsrezept: „Also, ich denke, man qualifiziert sich am besten, indem man seine Interessen relativ rigoros verfolgt. (…) Mir haben meine Eltern mit auf den Weg gegeben, ich soll einfach das machen, was mir Spaß macht, dann wäre ich auch gut darin, und das wird dann auch anerkannt.“ (Interview im Deutschlandfunk am 13.03.2007) Ein klares Plädoyer dafür also, der eigenen Neigung zu folgen, und nicht den vielen selbst ernannten Ratgebern. Die Kernidee dahinter: Wer mit Leib und Seele bei der Sache ist, wird so gut sein, dass er auch in schwierigen Zeiten seinen Weg macht.

Neigung oder Vernunft – was raten Experten?
Auch wenn Berufsverbände, Nachrichtenmagazine und Tagespresse mit schöner Regelmäßigkeit Arbeitsmarktprognosen veröffentlichen und daraus nicht selten Studienempfehlungen zimmern, sind sich Experten in einem Punkt einig: gegen seine Neigung zu studieren bringt nichts. So meint etwa Bernhard Hohn, Arbeitsmarktexperte in der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV): „Alle professionellen Berater müssen sich dagegen wehren, dass Arbeitsmarktprognosen zu stark in die Berufswahl einfließen.“ Christoph Heine vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover ist derselben Meinung: „Niemand sollte gegen seine Neigung anstudieren“, meint er, und: „Wer seine Fähigkeiten in Germanistik sieht, für den ist Elektrotechnik vergebliche Liebesmüh“. Die ZEIT-Journalisten Uwe Jean Heuser und Sascha Spoun schließlich haben im April 2006 die Studientrends und -empfehlungen der letzten 100 Jahre unter die Lupe genommen. Die Empfehlung von heute programmierte dabei nicht selten die Arbeitslosen von morgen vor. Wer angesichts eines prognostizieren „Lehrermangels“ ein Lehramtsstudium aufnimmt, muss damit rechnen, dass viele andere das Gleiche tun und längst wieder eine „Lehrerschwemme“ beklagt wird, wenn er das Examen in der Tasche hat. Das Fazit von Heuser und Spoun lautet daher: „Studiert, was ihr wollt!“, denn: „Dass kein Fach eine dauerhafte Jobgarantie bedeutet, Exzellenz aber die Chancen aus jedem Studium heraus erhöht, spricht für eine Studienwahl aus Neigung.“

Vorsicht Schweinezyklus – warum Prognosen in die Irre führen
Sind die Fleischpreise gut, züchten die Bauern mehr Schweine. Sind die Tiere dann schlachtreif, gibt es ein Überangebot, und der Fleischpreis sinkt. Dieser Zusammenhang gilt häufig auch für Jobprognosen und Absolventenzahlen, sodass man salopp vom „Schweinezyklus“ auf dem Arbeitsmarkt spricht. Beispiele gibt es viele: So ging man Anfang der Siebzigerjahre von einem drohenden Lehrermangel aus, zehn Jahre warnte man schon wieder vor einer „Lehrerschwemme“. Und während heute lauthals ein Mangel an Ingenieuren beklagt wird, ist es kaum ein Jahrzehnt her, dass das düstere Bild einer „Ingenieurschwemme“ gezeichnet wurde. Manchmal kehrt sich der Trend sogar noch rascher um: Wer im Jahre 2000 in der Hoffnung auf eine schnelle Karriere und das große Geld im Investmentbanking ein BWL-Studium aufnahm, sah nur drei, vier Jahre später seine Karriereträume platzen und Investmentbanker auf der Straße stehen. Wie kommt es, dass Prognosen so unzuverlässig sind?

(…)

Dr. Petra Begemann
Dr. Petra Begemann   Bücher für Wirtschaft + Management • Ghostwriting   http://www.petrabegemann.de